Dass wir auf unserer Reise nach Kuba Trinidad gesehen haben, ist dem Hurricane Matthew zu verdanken und der Beharrlichkeit unserer Mitreisenden. So stehen wir eines schönen Mittags in der lebhaften Calle San Procopio. Ausgespuckt von einem Kleinbus, den ein mürrischer Fahrer hierher gelenkt hat. Ehe wir uns versehen, ist das Gefährt im Gewimmel verschwunden.
Inhalt
Planlos unterwegs in Trinidad, Kuba
Um es kurz zu machen: Wir sind völlig unvorbereitet, aber auch unvoreingenommen und erkunden die Stadt immer der Nase nach. Die Plaza Carillo ist der erste Ort, den wir unter die Lupe nehmen.
Hier befindet sich das Ladenlokal einer Telefongesellschaft – leicht an den vielen Menschen zu erkennen, die sich mit ihrem Handy beschäftigen: An dieser Stelle gibt es Internet. Doch wir wollen keine überzogenen Erwartungen wecken. Nur wer eine entsprechende Karte gekauft hat, findet Zugang ins Netz.
Zum Missfallen meines Juniors habe ich nicht in eine Internetkarte investiert. Aber es lässt sich auch so aushalten an dieser schattigen Stelle. Linkerhand verbreitet die Kirche San Francisco de Paula karibisches Flair.
Rechts von uns strahlt in hellgrün das Iberostar Gran Hotel Trinidad, eine Fünf-Sterne-Luxusherberge in Kolonialarchitektur, zu der Kinder unter 15 Jahren keinen Zutritt haben. Geradezu das Rathaus in gelb, vor dem ein alter russischer UAZ abgestellt ist. Unser erster Eindruck, der sich im Laufe der nächsten Stunden verstärken wird: Trinidad ist eine bunte Stadt.
Weltkulturerbe Trinidad, Kuba: mehrmals von Piraten geplündert
Das im Jahre 1514 entstandene Trinidad war die dritte spanische Siedlungsgründung auf Kuba. Von hier aus starteten die Konquistadoren unter Hernán Cortés ihre Eroberungszüge nach Mexiko. Im 18. Jahrhundert gelangte die Stadt durch den Anbau von Zucker und den damit verbundenen Sklavenhandel zu Reichtum. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Trinidad eine der bedeutendsten Zuckermetropolen Kubas. Selbst Piraten konnten mit Plünderungen den Aufschwung Trinidads zur drittgrößten Stadt Kubas nicht stoppen.
Den heute noch erhaltenen Prachtbauten aus der Kolonialzeit und dem mittelalterlichen Straßenbild im Zentrum der Stadt verdankt Trinidad die Aufnahme auf die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO. Doch auch außerhalb des Zentrums fühlen wir uns in die Vergangenheit zurückversetzt. Beispielsweise an dieser Straße, in der Pferdefuhrwerke verboten sind.
Aber auch in Trinidad werden die Pferde mehr und mehr durch Autos und Fahrräder ersetzt, wie diese beiden Straßenszenen beweisen.
Wir haben jetzt jedenfalls Durst bekommen und betreten eine Taverne in der Calle Jesús Maria. Der Mojito schmeckt hier genauso gut und kostet das gleiche wie überall auf Kuba – angewandter Sozialismus gewissermaßen. Im Fernsehen sehen wir die verheerenden Schäden, die Hurricane Matthew nicht weit von hier im Osten der Insel verursacht hat.
Die große Kakerlake, die auf dem Rand des Handwaschbeckens im Bad ihre Fühler ausstreckt, hat sich sicherlich hier vor dem nahenden Unwetter in Sicherheit gebracht ;-). Jedenfalls erinnert mich das Insekt an die Vorsichtsmaßnahme, in dieser Region niemals Handtasche oder Rucksack auf dem Boden abzustellen. Aber keine Angst, liebe Leser und vor allem Leserinnen: Es folgt ein Bild der Taverne ohne Kakerlake ;-).
Shopping? In Trinidad auf Kuba nur begrenzt möglich
Auf dem Rückweg zur Plaza Carillo entdecke ich außer einem Schuhgeschäft, in dem ich mir fast ein paar Sandalen gekauft hätte, auch einen Gemischtwarenladen. Da offensichtlich Mittagspause ist, wage ich mich, durch die Tür ein Bild zu machen.
In der Calle San Procopio finde ich die Antwort auf eine Frage, die mich seit meiner Ankunft auf Kuba beschäftigt hat: Welche Arten von Gemüse und Obst sind hier gegen kubanische Pesos – also die nicht konvertierbare Währung des einfachen Volkes – erhältlich? In einem zu dieser Stunde ebenfalls verlassenen Gemüseladen erkenne ich ein paar Kochbananen, Okraschoten und viele Guaven. Das ist das ganze Sortiment.
Ungezählte private Pensionen, sogenannte Casas Particulares, weisen jedoch darauf hin, dass die Menschen in diesem Stadtviertel vom Tourismus leben. So sind sie in den Besitz des konvertierbaren CUC und damit zu relativem Wohlstand gekommen. Erkennbar ist dies an den neu gestrichenen Häusern und dem einen oder anderen schicken Wagen zur privaten Nutzung.
Ausflugstipp 1: Valle de los Ingenios
Von Trinidad ist das Valle de los Ingenios, zu gut deutsch das „Tal der Zuckermühlen“ einen Ausflug wert. Hier befanden sich einst die größten Zuckerrohrplantagen Kubas. In 1846 erreichte die Zuckerproduktion einen historischen Höchststand. Der verstärkte Anbau der Zuckerrübe in Europa bereitete der Blütephase Trinidads ein Ende.
Im Zentrum des Tales dient heute der siebenstöckige, 50 Meter hohe Glockenturm Torre de Iznaga als Mahnmal. Die Familie Iznaga ließ den Turm einst erbauen, um die Sklaven zur Arbeit zu rufen und sie aus luftiger Höhe zu überwachen. Die Aufseher bemerkten so Unruhe unter den Sklaven und Ansammlungen, die in Aufstände hätten münden können, frühzeitig.
Auch das ehemalige Wohnhaus der Plantagenbesitzer-Familie Iznaga, der fünf Kilometer nordöstlich von Trinidad gelegene Mirador de la Loma, kann besichtigt werden.
Ausflugstipp 2: Playa Ancón
Zum Baden bietet sich in Trinidad die Playa Ancón an. Über den Strand, der zu den schönsten Kubas zählt, habe ich in meinem Beitrag Kuba: 5 lohnenswerte Landausflüge im Süden und ein Extratipp geschrieben.
Unterkunft in Trinidad
Der deutsche Reiseveranstalter AvenTOURa vermittelt neben Unterkünften in Trinidad auch Gruppenreisen und individuelle Rundreisen in Kuba.