Der Fahrer, der uns von Cienfuegos nach Havanna (Kuba) brachte, schien überfordert. Mehrmals musste er Passanten nach dem Weg fragen. Doch nach einer Woche in Havanna wissen wir: das ist völlig normal. Denn unsere Unterkunft, die Casa Floridiana, liegt etwas versteckt. Aber dafür sehr zentral in der Altstadt von Havanna.
Inhalt
Der Hotelmarkt in Havanna hat inzwischen Einiges zu bieten. Wir haben sie gesehen, die 5-Sterne-Häuser der Ketten mit allem erdenklichen Luxus. Teilweise weit außerhalb an steinigen Stränden, teilweise mitten im Zentrum mit Poollandschaften auf dem Dach. Mit einem Mojito in der Hand lässt sich beim Blick über die Stadt bis zum Meer verdauen, was man bei den Ausflügen in die kubanische Realität gesehen hat.
Warum in einer Casa Particular wohnen
Ohne die Lebensumstände in Kuba zu kennen haben wir uns beim Buchen trotzdem bewusst für eine Casa Particular entschieden. Weil wir authentisch und zugleich preisgünstig wohnen und in Kontakt mit den Menschen kommen wollten. In der Casa Floridiana wurden diese Erwartungen erfüllt.
Als wir ankommen, empfängt uns die Tochter des Hauses, zeigt uns die Zimmer und macht uns mit der Technik vertraut. Ich bin begeistert: Unser Doppelzimmer hat eine zweiflügelige Tür zum Balkon, die Decke ist mindestens vier Meter hoch und mit Stuck verziert. Auf dem Boden liegen Fliesen mit Kolonialmuster, die Tür zum Flur mit Glasbildern ist eine Augenweide und das Bad groß und schick ausgestattet.
Wie ich in der Casa Floridiana geschlafen habe
Und dann das Bett: Im überdimensionalen Kingsize-Format, hoch und straff gefedert, mit strahlend weißen, raschelnden Laken – es ist ein Traum! Ich schlafe wie im siebten Himmel und nehme mir vor, zuhause ein solches Bett zu kaufen.
Die gelegentlich eingeschaltete Klimaanlage sorgt dafür, dass es nicht zu heiß wird im Zimmer. Für die kleine Abkühlung steht ein Ventilator bereit.
Die Lage der Casa Floridiana
Ausgestattet mit einer Visitenkarte der Casa Floridiana – sehr wichtig, um wieder zurückzufinden – brechen wir zu einer ersten Erkundung der Stadt auf. Immer der Nase nach, denn Stadtpläne haben hier Seltenheitswert. Der Malecón liegt direkt um die Ecke. Wir inhalieren das Leben an der Uferpromenade, staunen über die gelben Coco-Taxis und betreten den nächsten Zigarren-Rum-Andenkenladen, um einen Orientierungsplan zu erstehen. Danach ein Mojito in einer Bar in der Altstadt – in Havanna lässt es sich aushalten, auch ohne Luxushotel!
Frühstück in der Casa Foridiana
Das Frühstück wird in der Casa Floridiana in einer Art Lobby mit direkter Blickverbindung über den Innenhof in die Küche serviert. So können wir tatsächlich zuschauen, wie unsere Frühstückseier frisch gebraten werden. Die Eier sind eine Konstante wohl jedes Frühstücks in Kuba, dazu starker Kaffee mit viel Milch und frisch gepresster Guavensaft. Außerdem kommt jeden Tag ein Teller mit frischem Obst auf den Tisch, meist Bananen, Ananas und Guaven.
Der Frühstückstisch in der Casa Floridiana hat zwar nur vier Plätze, deshalb muss bei hohem Gästeaufkommen in Schichten gegessen werden. Das finde ich nicht weiter schlimm, schließlich sind wir ja im Urlaub, noch dazu in der Karibik. In diesem Teil der Welt geht es entspannter zu.
Doch es gibt Ausnahmen. Der Wäscheservice der Casa Floridiana ist eine davon. Morgens abgegeben liegt nachmittags bei unserer Rückkehr alles picobello im Zimmer. Die beiden Jungs, die im Wechsel für Frühstück, die Zimmer und auch für die Wäsche zuständig sind, machen einen tollen Job!
Ist die Casa Floridiana empfehlenswert?
Wir waren eine Woche in der Casa Floridiana und haben die Entscheidung, hier zu wohnen, keine Sekunde bereut. Auf der Straße unter dem Balkon des restaurierten Kolonialhauses tobt der kubanische Alltag. Die Menschen kämpfen, von Passanten wortreich unterstützt, mit den Widrigkeiten des Sozialismus. Da muss die Pumpe eines betagten spanischen Feuerwehrautos, das täglich Wasser ins Nachbarhaus liefert, repariert werden. Oder ein Schrank auf einen Lastwagen verfrachtet, dessen Ladefläche schon voll Bananen ist. Von der Dachterrasse eines Luxushotels hätten wir all das nicht gesehen.
Die dunklen Seiten der Casa Floridiana
Doch die Casa Floridiana hat auch Nachteile, die wir an dieser Stelle nicht verschweigen wollen:
- Die Treppe ist – wie in den Kolonialhäusern in Havannas Altstadt üblich – sehr eng und steil. Einen Aufzug gibt es nicht und ich bin froh, dass sich die Taxifahrer bei der Ankunft und Abreise um die Koffer kümmern.
- Der real existierende Sozialismus lässt sich auch in der Casa Floridiana nicht immer ausblenden. So widersetzt sich beispielsweise der Spülkasten beharrlich den Reparaturversuchen meines ostblockerfahrenen Zimmergenossen.
- Einer Kakerlake, die sich einmal im Zimmer meines Sohnes sehen ließ, hat er mit Kühlschranktemperaturen Paroli geboten – dank der wunderbar funktionierenden Klimaanlage. Das Insekt hat sich daraufhin in wärmere Gefilde verzogen.
Aber hey, wir sind in der Karibik! Um im Haus einer spanischen Hotelkette zu übernachten, hätten wir nicht so weit fliegen müssen. Sollte ich wieder einmal nach Kuba reisen, werde ich wieder ein Zimmer in einer Casa Particular buchen.
Gudrun von Reisebloggerin.at hat ihre eigenen Erfahrungen mit kubanischen Casas Particulares gemacht. Hier finden Sie ihren Beitrag. Wolfgang Käseler von Groovy Planet hat in ungezählten Casas Particulares übernachtet und hier darüber berichtet.
Lesen Sie in den Beiträgen Trinidad auf Kuba: 11 Bilder und 2 Ausflugstipps und Kuba: 5 lohnenswerte Landausflüge im Süden und ein Extratipp mehr über unseren Kuba-Urlaub.
Ein Wort zur Preisentwicklung in Havanna
Auch auf Kuba ist die Zeit der Einheitspreise vorbei. Deshalb lohnt sich inzwischen ein Preisvergleich durchaus. Kubanische Casas Particulares können inzwischen auf allen gängigen Hotelportalen online gebucht werden.
Unser Zimmer in der Casa Floridiana ist in der jüngsten Zeit zwischen 50 und 100 Prozent teurer geworden und liegt jetzt preislich auf der Höhe eines Drei-Sterne-Hotels in der Hamburger Innenstadt! Leider ist zu vermuten, dass ausschließlich die Preise angepasst wurden, nicht jedoch die Standards.