Kurz bevor die Corona-Pandemie Europa erreicht hat, habe ich eine Reise nach Nordafrika unternommen. Mein Ziel an diesen Februartagen ist der vielfältige grüne Norden von Tunesien. Die bergige Region am Mittelmeer fasziniert mit einer reichen Geschichte, bezaubernden Hafenstädtchen sowie handwerklich begabten und ebenso herzlichen Menschen. Ich erkunde zwei UNESCO Welterbe-Stätten, treffe die berühmten Töpferinnen von Sejenane und besuche Anis Bouchnak, der in der historischen Werkstatt seines Großvaters exklusive Pfeifen fertigt. Nach einigen Zeilen zum Wetter im Norden von Tunesien kommen meine 11 Geheimtipps für einen erlebnisreichen Urlaub in dieser Mittelmeerregion – in alphabetischer Reihenfolge.
Inhalt
- Klima im Norden Tunesiens
- #1: Ausgrabungsstätten im geschichtsträchtigen Norden Tunesiens besuchen
- #2: Bummel durch Bizerte im Norden von Tunesien
- #3: Golfen in Tabarka, Nordtunesien
- #4: Jagen in Ain Draham
- #5: Pfeifenbauen mit Anis Bouchnak
- #6: Reiten in den grünen Bergen Nordtunesiens
- #7: Shopping bei den Töpferinnen von Sejenane
- #8: Thalasso in Tunesien
- #9: Vögel beobachten am Lac Ichkeul
- #10: Wandern zu Wasserfällen und Korkeichen
- #11: Yoga in der Wüste von Tunesien
Klima im Norden Tunesiens
Ich selbst habe hier im Winter so schöne Tage verbracht, dass ich auf jeden Fall wieder während der kälteren Jahreszeiten nach Tunesien kommen werde. Das mediterrane Klima im Norden tut einfach gut, wenn zu Hause tristes Schmuddelwetter herrscht. Bei meinem Besuch grünte und blühte die Landschaft. Tagsüber erreichten die Temperaturen um die 20 Grad und der erste Sonnenbrand des Jahres war auch schon drin.
#1: Ausgrabungsstätten im geschichtsträchtigen Norden Tunesiens besuchen
Eine Reise ist in meinen Augen erst perfekt, wenn ich etwas dazulerne. In dieser Hinsicht hat Tunesien allerhand Überraschungen zu bieten. Wussten Sie zum Beispiel, dass Tunesien in früheren Jahrtausenden eine der schillerndsten Provinzen des römischen Reichs war?
Klar, ich kenne die Bedeutung der antiken Stadt Karthago. Die Ausgrabungsstätte am Stadtrand von Tunis steht ganz vorne auf meiner Liste der Orte, die ich besuchen will. Doch auch im Landesinneren waren die Bauherren der Antike aktiv. Ihre Werke sind an mehreren Orten im Norden Tunesiens erstaunlich gut erhalten.
Dougga
Die Überreste der antiken Stadt Dougga liegen terrassenförmig am Hang. Es gibt Hinweise darauf, dass dieser Ort schon um im 6. Jahrhundert v. Chr. besiedelt war. Die freigelegten Bauwerke stammen jedoch aus der römischen Zeit. Die Blütezeit der antiken Stadt lag im 3. Jahrhundert nach Christi Geburt. Seit 1997 zählen die Ruinen von Dougga zum UNESCO Weltkulturerbe.
Ich habe die erstaunlich gut erhaltene Stadt bei Sonnenuntergang besichtigt – eine unvergessliche Erfahrung! Wie gerne hätte ich die römischen Villen durchstreift und wäre eingetaucht in die Vergangenheit. Doch leider schließt Dougga im Winter schon um 18 Uhr, weshalb ich etwas unter Zeitdruck war. Aber für ein paar Impressionen hat die Zeit allemal gereicht.
Bulla Regia
Nordwestlich von Dougga erhebt sich die antike Stadt Bulla Regia, ebenfalls eine sehenswerte römische Ruinenstadt. Hier habe ich Gelegenheit, die unterirdisch gelegenen Villen zu besichtigen. Die hervorragend erhaltenen Mosaiken vermitteln einen Eindruck von der Wohnkultur der Römer.
Chemtou
In Chemtou ließen die Römer den begehrten, goldgelben Chemtou-Marmor abbauen. Hier gibt es ein archäologisches Museum, in dem Bauteile aus Chemtou-Marmor ausgestellt sind. Außerdem kann man einen Eindruck gewinnen, unter welchen Umständen damals Strafgefangene den edlen Stein geschlagen haben.
Während einer Reise zum Cap Bon, einer Halbinsel im äußersten Nordosten Tunesiens, habe ich im Februar 2024 weitere spannende archäologische Ausgrabungsstätten entdeckt. Kerkouane stammt aus den Jahrhunderten vor Christi Geburt und wurde von den Karthagern erbaut.
#2: Bummel durch Bizerte im Norden von Tunesien
Schönste Mittelmeeratmosphäre umfängt mich am alten Hafen von Bizerte. Bunte Fischerboote, die in langen Reihen sanft auf dem Wasser schaukeln, weißgetünchte Häuser, blaue Fensterläden, jahrhundertealte Mauern. Ich bummele durch die engen Gassen der Medina und werfe den einen oder anderen Blick in die kleinen Läden.
Am Kai warten bezaubernde Cafés und kleine Fischrestaurants auf Besucher. Bizerte ist unvergleichlich charmant und zugleich sehr geschichtsträchtig. Deshalb steht Bizerte seit meinem ersten Besuch im Februar auf meiner Liste der Orte, die ich genauer erkunden möchte.
#3: Golfen in Tabarka, Nordtunesien
Der grüne Norden Tunesiens hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der bekanntesten Ziele für mitteleuropäische Golfer entwickelt. Zehn Anlagen, beispielsweise in Tunis, Hammamet, Monastir und Port El Kantaoui, punkten mit landschaftlicher Schönheit und sportlicher Herausforderung.
Jeder dritte von jährlich rund 260.000 Golfern, die in Tunesien abschlagen, kommt aus Deutschland. Ich habe den 18-Loch-Golfplatz des 5-Sterne-Hotels „La Cigale“ in Tabarka besichtigt und war – als Laie wohlgemerkt – sehr beeindruckt. Landschaftlich wunderschön zwischen dem Mittelmeer und einem Kiefern- und Korkeichenwald gelegen lässt diese Anlage wohl keine Wünsche offen. Übrigens: Vier Löcher liegen direkt am Meer.
#4: Jagen in Ain Draham
Der liebenswerte Bergort Ain Draham liegt in der Kroumirie und ist ein beliebtes Ziel für Jäger. Denn die urwüchsigen Wälder dieser Gebirgsregion sind für ihren Wildschweinreichtum bekannt. Hier hätten Asterix und Obelix wohl ihr Glück gefunden. Und für Jagdliebhaber sind die Berge der Kroumirie ein ganz besonderes Ausflugsprogramm.
#5: Pfeifenbauen mit Anis Bouchnak
In einer der schmalen Gassen in der Innenstadt von Tabarka treffe ich Anis Bouchnak. Der 36-Jährige betreibt hier das Atelier für Pfeifenbau weiter, das sein Großvater vor vielen Jahren gegründet hat. Er arbeitet mit aus Frankreich stammenden Maschinen aus der Zeit um 1900. Gemeinsam mit seinem Maître pipier, also einem Meister für den Pfeifenbau, fertigt Anis in der alten Werkstatt zwei Pfeifen pro Tag.
Anis und der Maître pipier sollen die Einzigen sein, die das Handwerk des Pfeifenbaus in ganz Afrika ausüben. Sein Atelier hat mich sehr stark beeindruckt. Hier ist alles – von den Lampen bis zur Einrichtung – so geblieben, wie Anis’ Großvater es seinerzeit angelegt hat. Pfeifenfans können sich hier unter Anis’ Anleitung ihre eigene, ganz individuelle Pfeife selbst bauen.
#6: Reiten in den grünen Bergen Nordtunesiens
Auf dem Rücken eines weißen Berberpferdes die grünen Hügel Nordtunesiens zu erkunden ist eine von vielen Möglichkeiten, um in die schöne Landschaft einzutauchen. Doch auch die Zucht edler Araberpferde hat Tradition im Norden des Landes. Von Tabarka aus werden geführte Reittouren ins Hinterland organisiert. Höhepunkt einer solchen Tour könnte ein Barbecue am Berberzelt unter dem Sternenhimmel sein – ein stimmungsvoller Geheimtipp.
#7: Shopping bei den Töpferinnen von Sejenane
Inmitten von Hügeln und Seen liegt das Dorf Sejenane. Hier formen die Frauen seit Menschengedenken Ton. Die Handwerkskunst der Töpferinnen von Sejenane wurde 2018 von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe anerkannt.
Bereits in jungen Jahren lernen die Mädchen von ihren Müttern, die Tonerde zu bearbeiten. Vor meinen Augen formt die Töpferin mit geschickten Fingern eine Schale – ganz ohne Töpferscheibe. So entstehen auch Teller, Schüsseln, Vasen und dekorative Figuren. Anschließend bemalt sie die Schale mit traditionellen Symbolen und poliert die Oberfläche mit einer großen Muschel. Gebrannt wird das Ganze in einem Feuer, das die Töpferin geschwind im Hof entfacht hat.
Angesichts der bezaubernden Töpferwaren kann ich nicht nein sagen und kaufe ein paar Olivenschälchen. Doch Vorsicht: Diese Schätze sind sehr leicht zerbrechlich und müssen für die Heimreise gut verpackt werden!
#8: Thalasso in Tunesien
Mit annähernd 50 Thalasso-Zentren entlang der gesamten Küste ist Tunesien nach Frankreich der zweitgrößte Anbieter der Thalasso-Therapie weltweit. Die Anwendungen mit Meerwasser, Algen, Schlamm und anderen Meereselementen stehen bei Gästen und Einheimischen hoch im Kurs. Viele Hotels bieten die entspannende Therapie, die auf der natürlichen Heilkraft des Meeres basiert, an.
#9: Vögel beobachten am Lac Ichkeul
Rejeb Borni ist Ranger im Nationalpark Lac Ichkeul unweit von Bizerte. Er begrüßt mich in Deutsch. Der Ingenieur für Forstwirtschaft hat für einige Zeit in München studiert und in Rheinland-Pfalz diverse Praktika absolviert.
Das Herz des Nationalparks Lac Ichkeul ist der See, umgeben von Gebirge und Sumpfgebieten. Der See weist eine Besonderheit auf: Im Winter wird er aus sechs Quellen gespeist und ist in der kälteren Jahreszeit demzufolge mit Süßwasser gefüllt. Im Sommer fällt der Wasserstand. Dann flutet Meerwasser aus dem Bizerta-See den Ichkeul-See und der Salzgehalt steigt von 8 Gramm auf 46 Gramm pro Liter. Rejeb Borni nennt zum Vergleich den Salzgehalt des Meeres: Er liegt bei 37 Gramm pro Liter.
Das weltweit einzigartige Ökosystem des Lac Ichkeul ist UNESCO-Weltnaturerbe. Der Nationalpark dient bis zu 250.000 Vögeln jährlich als Rastplatz. „Ichkeul ist der wichtigste See für Zugvögel im Mittelmeergebiet“, sagt Rejeb Borni. Dazu zählen Entenarten, Singvögel und Flamingos.
Anders als die Parkbesucher sind die Ranger besonders im Winter nicht unbedingt glücklich über viele Flamingos. Denn Flamingos weisen auf einen hohen Salzgehalt des Wassers hin. „Wir haben seit drei Jahren wenig Regen, eine Folge des Klimawandels“, sagt Receb Borni. Statt 620 Millimeter gab es in jüngster Zeit nur 300 Millimeter Niederschläge jährlich.
An einem Aussichtspunkt beim Nationalparkzentrum treffe ich den Ornithologen Jamel May. Er hat hier seine Ferngläser aufgebaut und ich darf auch einmal durchschauen. Jamel May ist aufgeregt, denn er hat gerade einen neuen Gast auf dem See entdeckt: eine Entenart aus Deutschland, die er bisher hier noch nie gesehen hat. Sein geübtes Auge zählt 36 der „schönsten Enten der Welt“, wie er sagt. Ich entdecke sie in der Nähe von weißen Baby-Flamingos.
In den Sümpfen zwischen dem Seeufer und den grünen Hügeln leben heute Büffel- und Kuhherden, ganz viele Schafe und Ziegen. Die Tiere, Olivenhaine und gelbblühende Blumen vermitteln ein paradiesisches Bild. Früher grasten in dieser Landschaft Knochenfunden zufolge Riesenelefanten und Rhinozerosse.
#10: Wandern zu Wasserfällen und Korkeichen
Wandern im dicht bewaldeten Mittelgebirge, in Pinienwäldern, Macchia und im Schatten von Korkeichen – in Nordtunesien ist das möglich. Ich war mit Anis Bouchnak in den Hügeln bei Tabarka unterwegs. Bei dieser Gelegenheit hat er mir die Riesenheidebüsche gezeigt, deren Wurzeln er zum Pfeifenbau nutzt.
An einem anderen Tag verlässt der Fahrer gefühlt in der Mitte von Nirgendwo die Hauptstraße – ein überraschender Stopp, der nicht der Agenda unserer Reise durch den Norden Tunesiens steht. In der Gemeinde Ghezala erwarten uns die Bewohner eines kleinen Dorfes mit frisch gebackenen herrlichen Pfannkuchen, Rosmarinhonig und Olivenöl.
Der Tisch ist in atemberaubend schöner Landschaft aufgestellt – eine Szene wie aus einem kitschigen Film. Aber absolut real, wie ich feststelle, als ich mich in den Arm kneife. Die Bewohner des Tals der Oliven wollen uns etwas zeigen, eine Überraschung, aber dafür müssen wir eine kleine Wanderung unternehmen.
So wandern wir im Schein der Nachmittagssonne an einem Bach ins urwüchsige Tal hinein und landen schließlich an einem Wasserfall. Er trägt den klangvollen Namen Cascades du Oued Zitouna, also der Wasserfall im Tal der Oliven.
Die sanfte touristische Erschließung dieses Geheimtipps steht noch aus. Aber Nassima Mechergui, die Bürgermeisterin der Gemeinde Ghezala, und die Dorfbewohner entwickeln bereits nachhaltige Ideen.
Übrigens muss ich nicht zurücklaufen, sondern darf den Weg an Bord eines Eselskarrens antreten. Die Fahrt im überfüllten Wägelchen ist rasant, doch der Kutscher mit den stahlblauen Augen treibt vergnügt den Esel noch etwas an. Abenteuerlustige sollten dies unbedingt ausprobieren!
#11: Yoga in der Wüste von Tunesien
Nicht einmal 200 Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt streckt die unerbittliche Wüste Sahara ihre Finger aus. Rote, gelbe und weiße Sanddünen sprechen eine unmissverständliche Sprache. Etwas abseits der Pisten beherrscht eine unglaubliche Stille die Szenerie.
Die Wüste ist ein Ort, um zu sich selbst zu finden. Um die Gedanken fliegen zu lassen und Raum für die Erkenntnis zu schaffen, was wirklich wichtig ist im Leben. Oder um einfach mal gar nichts zu denken, die Ruhe zu genießen und das faszinierende Spiel des Windes mit dem staubfeinen Sand zu beobachten.
In dieser Umgebung könnte ich mir eine Auszeit mit Yoga vorstellen. Et voilà: Yoga in der Wüste ist in Tunesien machbar und ein echter Geheimtipp! Manchmal verbunden mit einem Kameltrekking, mit Thalasso-Angeboten oder mit kulturellen Entdeckungsreisen – alles ist buchbar in diesem Land der 1001 Möglichkeiten.
Mehr Eindrücke aus der Wüste finden Sie in meinem Beitrag über den Süden Tunesiens.
Alle Fotos: Beate Ziehres
Herzlichen Dank an Andrea Philippi vom Fremdenverkehrsamt Tunesien, die diese Pressereise organisiert und begleitet hat! Meine Meinung bleibt meine eigene.
Ein sehr interessanter Beitrag mit schönen Fotos über ein für mich bis dahin unbekanntes Gebiet im Norden des Landes. Der Artikel hat mein Interesse geweckt, ebenfalls dorthin zu fahren, vor allem auch, um selbst die freundlichen Menschen und ihren Alltag kennenzulernen.
Hallo Frau Ziehres,
mit Interesse habe ich Ihren Bericht gelesen. Besonders interessiert mich der Artikel über Anis Bouchnak aus Tabarka.
Wissen Sie, wie man an eine Adresse, Homepage kommt um dort Pfeifen kaufen zu können ?.
Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe und Rückmeldung.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Fritz
Hallo Herr Fritz,
vielen Dank für Ihr Interesse! Auf dieser Webseite finden Sie Adresse und Telefonnummer von Anis Bouchnak: http://www.artisansdart.tn/308__pipes-bouchnak. Auf der Facebook-Seite von Anis Bouchnak besteht auch die Möglichkeit, über WhatsApp Kontakt mit ihm aufzunehmen: https://www.facebook.com/profile.php?id=100064687059334.
Dann wünsche ich viel Spaß beim Aussuchen!
Viele Grüße
Beate Ziehres
Hallo Frau Ziehrens,
sehr interessante Reiseberichte, danke für die Tipps.
Ich interessiere mich für die Vogelwelt und würde gerne wissen, ob sie mir die E-Mail Adresse von Recep Borni schicken könnten. Meine Tochter wohnt seit 2 Jahren in Tunesien und ich bin oft zu Besuch dort.
Mein Wunsch wäre einen naturbegeisterten Führer zu finden, der Deutsch spricht und mich mit auf Beobachtungstour nimmt.
Mit freundlichen Grüßen
Hallo Frau Schulz,
leider kenne ich die Email-Adresse von Recep Borni nicht. In relativer Nähe des Parkeingangs gibt es ein kleines, sehr informatives Museum. Dort könnte man auch einen Führer finden. Vielleicht kann auch das Tourismusamt in Bizerte weiterhelfen: Tourismusamt Bizerte, Tel. : 72 430 999 / 72 432 897 / 72 432 703, Mail crt.bizerte@ontt.tourism.tn.
Viel Spaß beim Erkunden!
Beate Ziehres