Als Kind hat mich immer die Frage beschäftigt, was in Lodz zu sehen ist. „Theo, wir fahr’n nach Lodz“, sang Vicky Leandros im Radio. Das Lied ist wohl verantwortlich für den Bekanntheitsgrad der viertgrößten Stadt Polens in Deutschland. Damals war Lodz noch eine Industriestadt, ein Zentrum der Textilindustrie. Seit der Jahrtausendwende hat sich Lodz – gesprochen „Wudsch“ – komplett neu erfunden. Nun entdecke ich eine pulsierende Stadt, die zu ihrer Vergangenheit steht und sich zu einem Touristenmagnet entwickelt hat.
Inhalt
- Der schnelle Aufstieg von Lodz
- Flaniermeile Piotrkówska
- Poznański-Baumwollfabrik wurde zum Kunst-, Freizeit- und Einkaufszentrum Manufaktura
- Scheibler-Baumwollstandort Księży Młyn zieht heute Künstler und Fotografen an
- Ältestes Elektrizitätswerk verwandelt sich in Kultur- und Wissenschaftszentrum EC 1
- Anreise nach Lodz
- Exkurs in die deutsche Geschichte von Lodz
Der schnelle Aufstieg von Lodz
Der industrielle Aufstieg des Ackerbürgerstädtchens am Fluss Łódka begann 1820 mit einem russischen Dekret. Aus dem Nichts entstanden an den 19 Flüssen und Flüsschen, die das heutige Stadtgebiet durchziehen, Baumwollspinnereien und -webereien. Sie versprachen den Besitzern sagenhaften Reichtum.
Die Fabriken warben in Nachbarregionen und im Ausland mit zahlreichen Vergünstigungen um Fachkräfte. So brauchten Neuankömmlinge keinen Kriegsdienst zu leisten. Außerdem erhielten sie die Zusage, ihren Glauben und ihre Kultur pflegen zu dürfen.
In der Folge explodierten die Bevölkerungszahlen und Lodz wurde in kurzer Zeit vom Dorf zum „gelobten Land“, das Tausenden von Familien Hoffnung auf eine bessere Zeit gab. Aus rund 400 Einwohnern im Jahr 1800 waren genau Hundert Jahre später 314.000 Einwohner geworden. Zu dieser Zeit war mit fast 600 Industriebetrieben in der Stadt auch der Höhepunkt der industriellen Entwicklung erreicht.
Im Vorwendejahr 1988 lebten und arbeiteten 854.000 Menschen in Lodz. 1989 kam schließlich die Krise. Die Textilindustrie verlor ihre wichtigsten Märkte, viele Betriebe mussten schließen, Massenarbeitslosigkeit brach aus.
Heute prägen noch immer riesige Backstein-Fabriken, prachtvolle Fabrikantenpaläste und weitläufige Grünanlagen das Stadtbild von Lodz. Das ohrenbetäubende Rattern der Webstühle ist jedoch nur noch im Museum zu hören. Die Werkskapellen, die zur Zerstreuung der Arbeiter an Sonntagen in den Parks aufspielten, sind ebenfalls verstummt. Dafür ist kreatives, avantgardistisches Leben auf den weitläufigen Fabrikationsflächen eingezogen.
Flaniermeile Piotrkówska
Eine der berühmtesten Straßen im Land und zugleich die wohl längste Fußgängerzone Polens ist Lodzs Piotrkówska. Die mehr als 4 Kilometer lange Prachtmeile ersetzt den Marktplatz und den Rathausplatz, erklärt mir Tomasz Koralewski, der Geschäftsführer von lodz.travel. Restaurants mit Spezialitäten aus aller Herren Länder, Cafés, Pubs, Musik-Clubs und Geschäfte aller Art säumen die Piotrkówska. Die Gastronomen nutzen die breiten Bürgersteige, um die Gäste zu bewirten. Auf der Piotrkówksa flaniert man, sieht und wird gesehen.
Hier lohnt sich nicht nur ein Blick ins Publikum oder in die Hinterhöfe, die die längsten Polens sein sollen, sondern auch nach oben. Denn ab etwa 1880 gehörte es zum guten Ton, mit einem Bürgerhaus an der Piotrkówska vertreten zu sein. So bauten die Fabrikanten zusätzlich zur Villa auf dem Fabrikgelände einen Palast in der guten Stube der Stadt. Die prachtvollen Fassaden der Gebäude sind unbedingt sehenswert, wie ich finde.
Beim Bummel auf der Piotrkówska fällt mir auch ein Walk of Fame nach dem berühmten Vorbild in Hollywood auf. Und die Stadtgründer sind auf Gusseisenplatten im Pflaster der Fahrbahn präsent.
Insta-Spot Roses Passage
In der Piotrkówska 3, gleich gegenüber der prachtvollen, im klassizistischen Stil erbauten Kirche der Herabkunft des Heiligen Geistes (kościół pw. Zesłania Ducha Świętego), befindet sich Lodz’s Instagram-Spot Nummer 1: die Pasaż Róży, zu deutsch Roses Passage. Roses Passage ist ein Projekt der Künstlerin Joanna Rajkowska. Sie beklebte alle Wände rund um den Hinterhof des Mietshauses mit Spiegelscherben. Die einfallenden Sonnenstrahlen verleihen den Hof in eine ganz eigentümliche Atmosphäre.
Rajkowska widmete die Passage ihrer Tochter Rose, deren Netzhaut nach einer Chemotherapie rekonstruiert werden musste. Die Herausforderung an den Betrachter des Werkes besteht darin, die reflektierten Fragmente eines Bilds zu einem Ganzen zusammenzusetzen.
Kunst-, Kultur- und Freizeitzentrum OFF Piotrkówska
Etwa in der Mitte der Piotrkówska liegt mit der Hausnummer 138/140 das Gelände der ehemaligen Baumwollfabrik von Franciszek Ramisch. Hier hat man erfolgreich versucht, eine Alternative zum Konsum-Mainstream zu schaffen. Modedesigner sind hier mit ihren Ateliers vertreten, Designer und Architekten arbeiten von hier aus. Es gibt Concept Stores, Clubcafés, Musikclubs, Proberäume und Ausstellungsräume.
Ich habe ein wunderbares Abendessen im Restaurant Spółdzielnia genossen – eine der Spezialitäten des Hauses: Spare Ribs mit einer fantasievoll zubereiteten Kohl-Kreation und Kartoffelgratin. Auch superleckeres Tatar – eine regionale Spezialität – ist hier erhältlich.
Angesteckt von der allgemeinen, ausgelassenen Stimmung in OFF Piotrówska habe ich, während das Essen zubereitet wurde, im „Ewert and Friends“ direkt nebenan eine sehr coole Designerhose anprobiert. Zum Glück für mein Budget wurde der Kaufprozess vom Ruf der Kollegen „Essen steht auf dem Tisch“ jäh unterbrochen.
Street Art in Lodz
Immer wieder fallen mir in der Piotrowska und an umliegenden Gebäuden Wandgemälde, sogenannte Murals auf. Alle gemeinsam bilden sie die größte städtische Außengalerie Polens. Bekannte Street Art Künstler aus Polen und dem Ausland haben in Lodzs Innenstadt Werke geschaffen. Sie entstanden beispielsweise im Rahmen des Festivals Galeria Urban Forms oder des Internationalen Graffiti-Festivals.
Eine der ersten modernen Wandmalereien, das Werk an der Piotrówska 152, war als größtes Graffiti der Welt für einige Zeit sogar im Guinnessbuch der Rekorde vertreten. Eine detaillierte Karte mit allen Murals in Lodz kann hier heruntergeladen werden.
Poznański-Baumwollfabrik wurde zum Kunst-, Freizeit- und Einkaufszentrum Manufaktura
Hiermit will ich zurückkommen zu den riesigen Textilfabriken aus dem 19. Jahrhundert, in die neues Leben eingezogen ist. Die bei Besuchern der Stadt beliebteste Attraktion ist das Einkaufs-, Kultur- und Erlebniszentrum Manufaktura. Manufaktura wurde vor rund 15 Jahren auf dem Gelände der einstigen Baumwollfabrik von Izrael Poznański entwickelt. Mit dem Fabrikmuseum ist die Manufaktura heute Teil der Europäischen Route der Industriekultur.
Im angeschlossenen hochmodernen Einkaufszentrum werden alle nur denkbaren modischen Vorlieben bedient. Von Bershka über Gerry Weber bis hin zu Guess und Hugo Boss spannt sich der Bogen der vertretenen Labels. Zum Manufaktura-Komplex zählen außerdem ein Kino, ein Theater, eine Boulderanlage und ungezählte Restaurants, Cafés und Bars. Zwischen munteren Wasserspielen dreht sich zur Kinderbelustigung ein historisches Karussell.
Drei Nächte lang konnte ich mich davon überzeugen, dass die Manufaktura auch nachts nicht schläft. Von meinem Fenster in der vierten Etage des Hotels Vienna House by Wyndham Andel’s überblickte ich die einstmals größte Textilfabrik der Stadt.
Poznanski-Palast
Der Stadtpalast des Fabrikanten Izrael Poznański liegt ebenfalls auf dem ehemaligen Fabrikgelände und gleich neben der Manufaktura. Das Gebäude spiegelt den sagenhaften Reichtum, den die Textilfabrikanten in Lodz – wohl auch auf Kosten der Arbeiter – erwirtschaftet hatten, wider. In den vergangenen Jahren wurde der Palast von Grund auf saniert und restauriert und kann jetzt wieder besichtigt werden.
In den historischen Innenräumen ist unter anderem die Einrichtung der Fabrikantenvilla zu sehen, die aus der Wendezeit vom 19. ins 20. Jahrhundert stammt. Heutzutage finden beispielsweise im Festsaal Konzerte, Bälle und Bankette statt.
Museum der Stadt Lodz im Poznański-Palast
In den endlos scheinenden Räumen und Sälen der Poznański-Residenz ist auch das Museum der Stadt Lodz untergebracht. Eine neue Ausstellung trägt den Titel „Łódź in Europa, Europa in Łódź. Das gelobte Land gestern und heute“. Im Untergeschoss gewährt eine Dauerausstellung Einblick in die Geschichte der Lodzer Industrie und ins multikulturelle Lodz.
Fabrikmuseum in der Manufaktura
Als die Museumsführerin einen von vier erhaltenen historischen Webstühlen in Gang setzt, ist Ohrenzuhalten angesagt. Ohrenbetäubender Lärm hallt durch das Fabrikmuseum in der Manufaktura. Mit dem Betreten des Museums fühlt man sich zurückversetzt in die Textilfabrik von Izrael Poznanski, die einst zu den größten Textilwerken Europas zählte. Dafür sorgt die Kombination aus dem unvorstellbar lauten Rattern eines einzigen Webstuhls, dicht gedrängten Maschinen, Dioramen und Dokumentarfilmen.
Ich erfahre, wie aus Baumwolle Stoff entsteht, welche Technik im ausgehenden 19. Jahrhundert in der Produktion eingesetzt wurde und wie beispielsweise der Alltag der Arbeiter aussah.
Scheibler-Baumwollstandort Księży Młyn zieht heute Künstler und Fotografen an
Am südöstlichen Rand der Innenstadt liegt in Księży Młyn eine weitere Baumwollfabrik, die sich in der Revitalisierung befindet. Die Fabrik-Wohnsiedlung Księży Młyn wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert von Karl Scheibler, einem Unternehmer aus dem Rheinland und dem reichsten Industriellen von Lodz, erbaut. Księży Młyn – auf Deutsch Pfaffenmühle – war eine autarke Stadt in der Stadt. Als Vorbild dienten Industriesiedlungen in England.
Herz des Fabrikkomplexes war und ist eine schlossartige, im Stil der Neu-Renaissance erbaute Spinnerei. Die Spinnerei zählt zu den größten historischen Industriegebäuden in Europa. Heute finden in den außergewöhnlichen Räumen der ehemaligen Fabrik kulturelle Veranstaltungen, Festivals und Modeschauen statt. In den benachbarten historischen Fabrikgebäuden kann man moderne Lofts beziehen – für einen Urlaub oder für einen längeren Zeitraum.
In Księży Młyn gab es neben Baumwollverarbeitungsanlagen eine Arbeitersiedlung, zwei Krankenhäuser, eine Schule und eine Feuerwache. In einer Villa, die anlässlich der Hochzeit von Scheibler-Tochter Mathilda gebaut wurde, befindet sich heute ein Museum für moderne Kunst. Die Häuser der Arbeiter wurden saniert und sind wieder bewohnt, in anderen Gebäuden sind die Arbeiten noch im Gange. Lediglich der kleine Bahnhof von Księży Młyn wirkt verlassen.
Scheibler-Palast und Museum für Kinematographie
Im ehemaligen Palast des Firmengründers Karol Scheibler, den ich nach einem Spaziergang durch den Źródliska-Park erreiche, befindet sich das Museum für Kinematographie. Dies ist aus mehreren Gründen kein zufällig gewählter Ort für das in Polen einzigartige Museum. Zum einen spielt die Villa eine Rolle im Film „Das gelobte Land“, in dem der Regisseur Andrzej Wajda 1975 das gnadenlose Streben der Lodzer Industriellen nach Reichtum und das Elend der Arbeiter thematisiert. Zum anderen wurde Lodz nach der Zerstörung Warschaus im 2. Weltkrieg zum polnischen Zentrum der Filmproduktion. In dieser Zeit entstand der Beiname Holly-Lodz (gesprochen Holly-Wudsch).
Heute sind die Produktionsfirmen zurück nach Warschau gezogen, Lodz dient hingegen häufig als Filmkulisse. Geblieben ist die 1948 gegründete Staatliche Hochschule für Film, Fernsehen und Theater Łódź, die ihren Sitz ebenfalls in Księży Młyn hat. Sie ist eine der weltweit bedeutendsten Filmhochschulen für Regisseure, Kameraleute und Schauspieler.
Das Museum für Kinematografie ist in die vier Hauptbereiche Kinogeschichte, Filmtechnik, Plakat- und Bühnendesign sowie Animation unterteilt und verfügt über eine Sammlung von mehr als 50.000 Exponaten. Dazu zählen beispielsweise alte Filmgeräte, ein Kaiser-Panorama, Dokumente aus dem Filmleben und Plakate.
Beim Rundgang durch das Museum entdecke ich auch Originalräume der Scheibler-Villa, beispielsweise das Esszimmer und – nicht zu vergessen – das beeindruckende Treppenhaus. Unter anderem in diesen Räumen wurden Szenen aus „Das gelobte Land“ gedreht.
Źródliska-Park
Der zweiteilige Źródliska-Park liegt im Stadtteil Księży Młyn zwischen der Arbeitersiedlung und dem Scheibler-Palast. Es ist der älteste Park der Stadt und eine von vielen Grünanlagen. Hier fanden die Arbeiter der Baumwollfabriken Erholung und Zerstreuung. Es gab ein Kulturhaus und einen Pavillon, in dem sonntags die Werkskapelle spielte.
Hauptanziehungspunkt im Źródliska-Park ist jedoch das Palmenhaus. Die ersten exotischen Pflanzen stammten aus den Wintergärten von Lodzer Fabrikanten. Heute leben in drei Glaspavillons und einem Lehrgarten 4300 Pflanzen sowie verschiedene Tierarten wie die Kois und Schildkröten.
Ältestes Elektrizitätswerk verwandelt sich in Kultur- und Wissenschaftszentrum EC 1
Unweit des Hochgeschwindigkeitsbahnhofs Łódź Fabryczna wurde bereits vor einigen Jahren das erste städtische Elektrizitätswerk in das Kultur- und Wissenschaftszentrum EC1 verwandelt. Dazu zählen ein Science & Technology Center mit 150 Entdecker-Stationen zu den Themen „Energie“, „Entwicklung und Zivilisation“ sowie „Mikrokosmos-Makrokosmos“ und ein modernes Planetarium. In einer futuristisch umgestalteten Maschinenhalle befindet sich das Nationale Zentrum für Filmkultur.
Mit dem Aufzug fahre ich hoch zur Aussichtsplattform des 40 Meter hohen Kühlturms und genieße die grandiose Aussicht auf Lodz. Die Stadt breitet sich im pastelligen Licht der Nachmittagssonne vor mir aus.
Der Kühlturm ist Blickfang und Herzstück des Kraftwerkskomplexes im Zentrum von Łódź, der die Stadt von 1907 bis 2000 mit Strom und Wärme versorgte. Doch ebenso eindrucksvoll ist die über mehrere Stockwerke reichende ehemalige Turbinenhalle. Hier blieb wie in den übrigen Gebäuden ein Großteil der historischen Einrichtung erhalten. So kann ich im riesigen Brennofen des ehemaligen Heizkraftwerks umherklettern und im zentralen Leitstand Schalter umlegen.
Wie das Fabrikmuseum der Manufaktura ist auch das Wissenschafts- und Kulturzentrum EC1 Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur. Die Route vereint mehr als 300 Baudenkmäler der Industriegeschichte in 27 Ländern Europas. In Polen zählen dazu unter anderem das einstige Salzbergwerk von Wieliczka und die historischen Brauereien von Tychy und Żywiec.
Zentrum für Comics und Interaktives Erzählen
In einem weiteren Gebäude des ehemaligen Kraftwerkskomplexes entsteht zurzeit das Zentrum für Comics und Interaktives Erzählen. Obwohl die Einrichtung erst am 6. Oktober 2023 eröffnet wird, durfte ich schon einen Blick in die Ausstellung werfen. Hier wimmelt es geradezu von Fantasy-Figuren und -Landschaften.
Das Zentrum versteht sich als Lernort und Raum zum Experimentieren. Die Besucher werden mit Virtual Reality bekannt gemacht und lernen die neuesten Technologien kennen. An bestimmten Stationen können sie selbst einen Comic entwickeln, vom Charakter über die Hintergrundlandschaft bis hin zum Test.
Der Ort, an dem das Zentrum für Comics und interaktives Erzählen entsteht, ist von filmhistorischer Bedeutung. Hier befand sich der Sitz des Oscar-prämierten Animationsfilmstudios Se-Ma-For und dessen Kindertrickfilmmuseums.
Anreise nach Lodz
Mit dem Auto:
- Aus Richtung Westen: über Autobahn A2 (mautpflichtig); beispielsweise Berlin-Łódź, 485 Kilometer, Fahrtzeit rund 5 Stunden
- Aus Süden und Südwesten auf A4 (mautpflichtig) bis Wrocław (Breslau) und weiter auf der S8 nach Łódź; zum Beispiel ab München 980 Kilometer, 9,5 Stunden, ab Dresden 490 Kilometer, 5 Stunden
Mit der Bahn:
- Ab Berlin mit EC 45 (Berlin-Warszawa-Express) mit Umstieg in Kutno, Fahrtzeit ab 5:45 Stunden; andere Städte via Berlin
Mit dem Bus:
- Verschiedene Verbindungen mit Flixbus direkt oder mit Umsteigen, zum Beispiel direkt ab Berlin 6 Stunden, ab Frankfurt/M. 13,5 Stunden
Mit dem Flugzeug:
- Flüge ab verschiedenen deutschen Städten mit LOT oder Lufthansa nach Warszawa (Warschau); von dort per Bahn weiter (ab Flughafen mit Umsteigen in Warszawa-Gdańska oder -Zachodnia ab etwa 2:10 Stunden); alternativ mit Bus weiter, zum Beispiel mit dem Flixbus direkt nach Łódź in 1:35 Stunde.
Exkurs in die deutsche Geschichte von Lodz
Zwischen dem Aufstieg zur Industriestadt und der Neuausrichtung nach der Krise ab etwa 2000 erlebte Lodz ein sehr schwieriges Jahrhundert. Für unbeschreibliches Grauen, den Tod unendlich vieler Menschen und den wirtschaftlichen Abstieg sowie die Flucht der Industriellenfamilien waren hauptsächlich die deutschen Besatzer verantwortlich.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Stadt an der damaligen Ostfront zum Schauplatz der Schlacht um Lodz. Nach langen Kämpfen überließen die Russen den Deutschen die Stadt. Die Besatzer demontierten große Teile der Textilfabriken ohne Rücksicht auf die überwiegend deutschen Besitzer, die daraufhin die Stadt verließen.
Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs verschlechterte sich die Lage in der bis dahin multikulturellen Stadt weiter. 1940 wurde Łódź in Litzmannstadt umbenannt und das Ghetto Litzmannstadt errichtet. Die in diesem Wohnbezirk eingesperrten Juden mussten Zwangsarbeit leisten. Später wurden sie zum größten Teil deportiert und ermordet.
Das Stadtmuseum im Poznanski-Palast beleuchtet die Geschichte des Ghettos in einem eigenen Ausstellungsbereich. Dort finden Interessierte auch Hinweise darauf, wo sie im Stadtteil Baluty, in dem auch das Poznanski-Gelände liegt, auf Spurensuche gehen können.
Touristische Informationen zu Łódź unter www.lodz.travel und zur Industriekultur-Route unter www.erih.de. Weitere Informationen zum Reiseland Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt Berlin. Ich habe Lodz im Rahmen einer Pressereise kennengelernt, die vom Polnischen Fremdenverkehrsamt Berlin und von der Tourismusorganisation Lodz organisiert wurde. Vielen Dank für die vielfältigen Eindrücke!
Alle Fotos. Beate Ziehres