Serbien hatte ich bisher im Kopf mit Postkommunismus, Milošević und Bohnensuppe verbunden. Welch ein Irrtum! Bei meinem ersten ausführlichen Besuch im Oktober konnte ich wieder einmal ein ganzes Bündel von Vorurteilen über Bord werfen. Ich habe ein wunderschönes Land, atemberaubende Sehenswürdigkeiten und herzliche Menschen kennengelernt.
Und von wegen Bohnensuppe! Über die Gaumenfreuden, die mir serbische Köche und Produzenten bereitet haben, berichte ich in meinem Beitrag über die serbische Küche. Hier geht es zuerst um Städte, Landschaften, Kulturgüter und am Ende des Beitrags auch ums Essen. Also: durchhalten! Zum Schluss kommt ein weiteres Highlight.
Inhalt
Belgrad – reich an Geschichte und Sehenswürdigkeiten
Belgrad ist die Hauptstadt von Serbien und eine der ältesten Städte in Europa. In Südosteuropa gilt die Stadt mit 1,7 Millionen Einwohnern als Tor zum Balkan und nach Mitteleuropa zugleich.
Die „weiße Stadt“ an der Mündung der Save in die Donau wurde seit ihrer Gründung im 3. Jahrhundert vor Christus unzählige Male erobert, verwüstet oder zerstört. Die Schäden der jüngsten Angriffe – der Bombardierung durch die NATO im Jahr 1999 – sind noch heute zu sehen. Ruzica, unsere Reiseleiterin, zeigt uns die hinter Sichtschutzzäunen und Planen versteckten Ruinen erst an unserem dritten Tag in Belgrad.
Sonnenuntergang auf der Festung von Belgrad
Gleich am ersten Tag eilen wir im Schein der untergehenden Sonne durch den Park Kalemegdan. Genau im richtigen Moment stehen wir – mit ungezählten anderen Romantikern – am Westrand der Festung von Belgrad auf einem Felsen.
Unter uns der Zusammenfluss von Donau und Sava, hinter uns die Festung Beogradska Tvrđava, vor uns die Skyline von Novi Beograd, und darüber der Sonnenuntergang. Die Zeit bleibt stehen während wir hier verweilen und das Naturschauspiel genießen, das mit jeder Minute farbenprächtiger wird.
Zwischen Altem und Neuen Palast sowie Nationalversammlung
Bei einem Bummel durch Belgrad komme ich am Palastkomplex, bestehend aus dem Alten und dem Neuen Palast, vorbei. Die beiden repräsentativen Gebäude entstanden unter der Herrschaft der Dynastien Obrenović und Karađorđević.
Zwischen den beiden Schlössern und dem Gebäude der serbischen Nationalversammlung, kurz Skupština genannt, erstreckt sich selbst im Oktober ein Meer von bunten Blüten. Die Stelle am Bulevar Kralja Aleksandra ist bei Touristen sehr beliebt für ein Selfie mit dem Alten Palast, dem heutigen Rathaus, im Hintergrund. Mir gefällt die Ansicht des Parlamentsgebäudes hinter dem bunten Blumenteppich jedoch besser.
Fußgängerzone Knez Mihailova
Die Straße Knez Mihailova, benannt nach dem Fürsten Mihailo, ist Einkaufszentrum, Fußgängerzone und gute Stube der Stadt. Hier wechseln sich schicke Boutiquen, die luxuriösen Läden weltbekannter Designer, Wechselstuben und Hotels ab.
Die Knez Mihailova führt vom Platz der Republik mit dem Denkmal des Fürsten Mihailo, dem Nationalmuseum und dem Nationaltheater zum Park Kalemegdan. Dazwischen prächtige Häuser und viele Brunnen – ich muss zugeben, dass ich mich schon beim ersten Bummel verliebt habe in diese Straße.
Novi Sad, Serbien
Mein Lieblingsbild entsteht in der Dämmerung eines regnerischen Spätnachmittags auf dem Freiheitsplatz in Novi Sad. Das Rathaus und die Marienkirche, die zu den eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten Novi Sads zählen, prägen den Freiheitsplatz.
Novi Sad ist die zweitgrößte Stadt Serbiens und Hauptstadt der autonomen Provinz Vojvodina. Man nennt Novi Sad auch das „serbische Athen“.
Die Architektur und der Geist von Novi Sad zeugen von einer multikulturellen Einwohnerschaft. In der Vojvodina leben neben Serben auch Deutsche, Ungarn, Slowaken, Kroaten, Rumänen und Bulgaren.
Einer von ihnen soll laut Ruzica – zumindest vorübergehend – Albert Einstein gewesen sein. Seine erste Frau, Mileva Marić, stammte aus der Provinz Vojvodina. Man vermutet, dass sie maßgeblich an der Entwicklung der Relativitätstheorie beteiligt war.
Über der Stadt an der Donau liegt die monumentale Festung Petrovaradin. Die Unterstadt der Festung stellt mit ihren engen Gässchen und den Barockgebäuden einen eigenen, von der Donau umflossenen Stadtteil dar. Leider ist es schon dunkel, als wir an den mächtigen Festungsmauern vorbeifahren. Und auf dem Programm steht mit Sremski Karlovici ein weiteres Kleinod.
Wissenswert zu Novi Sad:
- Auf der Festung Petrovaradin findet jedes Jahr im Juli das Musikfestival EXIT statt.
- In diesem Jahr ist Novi Sad Europäische Jugendhauptstadt.
- In 2021 wird die Stadt mit dem hübschen Donaustrand als erste Stadt außerhalb der EU Kulturhauptstadt Europas.
Ovčar-Kablar Schlucht
Im Herzen von Serbien liegt zwischen den Bergen Ovčar und Kablar eine atemberaubend schöne Schlucht, die Ovčar-Kablar Schlucht. Der Fluss Zapadna Morava hat die Schlucht in das Gebirgsmassiv gewaschen.
Während einer Bootsfahrt vom Kurort Ovčar Banja zum mittelalterlichen Kloster Nikolje – einem von insgesamt elf Klöstern am Ufer des Flusses Zapadna Morava – ist mein Bild zum Thema Berge entstanden.
Auf seinem 27 Kilometer langen Weg durch das Gebirge bildet der Fluss drei charakteristische Schleifen. Zwei davon ähneln einem Gänsehals, weshalb sie auch Gänsehals-Mäander genannt werden. Womit wir bei der Kategorie „Tier oder Pflanze“ angekommen wären ;-).
Das Bild, das ich ausgewählt habe, zeigt auffliegende Enten vor den bewaldeten Hängen des Berges Ovčar. Und es zeigt die Stimmung eines wunderschönen Nachmittags in unberührter Natur.
Topola und der Hügel Oplenac
In der zentralserbischen Region Sumadija, etwa 80 Kilometer südlich von Belgrad, liegt die kleine Stadt Topola. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit dieser Gegend ist die Kirche St. Georg auf dem Berg Oplenac.
Sehenswert: Mausoleum der Königsfamilie Karađorđević
In Topola dreht sich alles um die königliche Dynastie Karađorđević. Denn in dieser Gegend wurde Karadjordje, der gewählte Anführer des ersten serbischen Aufstandes gegen das osmanische Reich und Begründer der Dynastie, geboren.
Auf dem Berg Oplenac befindet sich das Mausoleum der Königsdynastie. König Peter I. Karađorđević stiftete die Kirche St. Georg in Gedenken an Karadjordje, den „schwarzen Georg“.
Das Äußere der Kirche aus weißem Marmor ist schon sehr beeindruckend, das Innere jedoch atemberaubend. Ich kann mich nicht sattsehen an den Mosaiken, die wirklich jeden Zentimeter der Innenwände und Decken bedecken. Dies gilt auch für die Krypta unter der Kirche. Diese Sehenswürdigkeit muss man wirklich gesehen haben.
Weinfest in Topola
Auf dem Weg vom Ortskern von Topola auf den Berg Oplenac passieren wir das traditionelle Weinfest von Topola. Natürlich bieten die Händler hier neben Kunst- und anderem Handwerk Wein von den Hängen des Oplenac sowie regionale Obstbrände an.
Aber ich habe den Eindruck, dass der Fokus um die Mittagszeit eindeutig auf einer Grundlage für die guten Tropfen liegt. Über den Menschenmassen, die sich hier zwischen den Ständen hindurch schieben, hängt eine einzige, verführerisch duftende Rauchwolke. Womit ich in der Kategorie „Fremdländisch oder einheimisch“ angelangt bin.
Die armen Schweine sind übrigens nicht die einzigen Tiere, die ihr Leben anlässlich dieses Fests lassen mussten. Ein paar Meter weiter dreht sich ein schon schwer mitgenommener Ochse am Spieß.
Weitaus ansprechender finde ich die Eintopfgerichte, die überall in riesigen Tontöpfen auf glühenden Kohlen brodeln. Die aufsteigenden Dämpfe duften so verführerisch!
Mit einem ordentlichen Hunger bringe ich jetzt meinen Beitrag zur legendären Fotoparade 2019 von Michael auf Erkunde die Welt zum Abschluss. Es war wieder einmal ein Vergnügen, die Herausforderung anzunehmen und entsprechende Bilder auszusuchen!
Mehr Lektüre über Serbien
Wer nach diesem kleinen Exkurs nach Serbien mehr lesen möchte, findet hier Lesefutter:
- Marion von Escape from Reality war mit mir unterwegs. Sie hat Serbien auf die Liste ihrer 10 Lieblingsreiseziele aus Lonely Planets Best in Travel 2020 aufgenommen.
- Anita verdeutlicht auf Travelita, warum Serbien ein Reiseland für Outdoorfans ist.
- Katharina Perlbach hat schon 2015 hier auf Lillies Dairy 7 Gründe für einen Urlaub in Serbien aufgelistet.
- Janine von Gepackt & Los! hat Serbien während eines Balkan-Roadtrips besucht. Hier ist ihre Route.
Wie cool, da kommen doch gleich die Erinnerungen an unseren Serbien-Trip zurück! Und vielen Dank fürs Verlinken :-)
Liebe Grüße, Marion
Hallo Beate,
das ist ein wunderschöner Blogbeitrag und macht Lust auf Serbien. In Belgrad möchte ich auch mal mit der Straßenbahnlinie 5 die Stadt erkunden. Herzliche Grüße Heike
Hallo Heike,
danke für Deinen Kommentar. Ich hätte auch schon wieder Lust auf Serbien. Und Belgrad ist wirklich klasse! Wenn Du die Straßenbahn nimmst, kannst Du die Stadt auch zeitsparend erkunden.
Lieben Gruß, Beate
Das Sonnenuntergangs-Foto aus Belgrad gefällt mir super! Eine Kollegin besucht die Stadt öfters und ich habe von ihr schon Fotos gesehen – und würde sie entsprechend auch gerne einmal selbst entdecken! Liebe Grüsse, Miuh
Hallo Miuh,
danke für den Kommentar. Belgrad ist unbedingt eine Reise wert. Und von der Schweiz aus ist Serbien ganz nah! Ich bin auf meinem Weg nach Belgrad in Zürich zwischengelandet und konnte auf diese Weise auch mal wieder etwas Schweizer Luft schnuppern ;-).
Viele Grüße, Beate
Sehr geehrte Frau Ziehres
Sehr schöner Text und ihre positive Kritiken über ihre Reise nach Serbien.
Ich hoffe es wird nicht ihre letzte Reise dort sein,Ich gebe ihnen einen kleinen Tipp:
Serbien ist mehr als nur die Hauptstadt Belgrad,besuchen sie mal das Zlatibor Gebirge
oder die Heilige Fruska Gora mit ihren Klöstern sie werden es nicht bereuuen.
Wieso ich Ihnen das schreibe ich als Deutscher mit südslawischer Wurzeln.
Ich reise jeden Sommer in diese Region von ehmaligen Jugoslawien.Und noch was
schön das sie den Mut haben da zu reisen und so zu schreiben und weg von diesen Negativ
Schlagzeilen aus den 90er jahre.Mit Ihrer Reise nach Serbien ist das Land schon etwas näher an Europa
herangerückt als ich mir denken kann.
Im diesen Sinne ich wünsch Ihnen alles Gute Frau Ziehres.
Vielen Dank für den Kommentar! Insbesondere die Fruska Gora mit ihren Klöstern steht seit dieser Reise nach Serbien auf meiner Liste für den nächsten Besuch. Hoffentlich bald! Beste Grüße!