Entspannen, erleben und genießen bei netten Menschen – so könnte ich nach meiner Reise ins Taubertal in einem unvollständigen Satz resümieren. Es war nicht mein erster Besuch im Taubertal. Mit dem Motorrad bin ich bereits die Straße von Wertheim nach Rothenburg ob der Tauber entlang geschwungen – anders kann man es nicht ausdrücken. Diesmal habe ich die liebliche Landschaft vom Sattel des Fahrrads und durchs Fenster eines Oldtimer-Busses aufgesaugt. Von den kulinarischen Genüssen will ich jetzt noch gar nicht sprechen. Hier kommt mein erster Überblick über das Taubertal.
Inhalt
Bad Mergentheim
In der Kurstadt Bad Mergentheim verbinden sich Traditionen mit Technologie und Gesundheitskompetenz. Als Residenz des Deutschen Ordens erlebte Mergentheim zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert eine erste Blütezeit. Das Residenzschloss der Hoch- und Deutschmeister, die dazugehörige barocke Schlosskirche und prunkvolle Bürgerhäuser prägen die Stadt noch heute.
Seit der Entdeckung von Sole-Quellen im Jahr 1826 hat sich Bad Mergentheim zu einem der größten Kur- und Heilbäder des Landes Baden-Württemberg entwickelt. Drei Trinkquellen und eine Badequelle liefern gesundheitsförderndes Wasser. Seit 1926 darf Mergentheim den Titel „Bad“ tragen. Der Kurpark soll zu den zehn schönsten Parkanlagen Deutschlands zählen.
Gebadet wird heute in der Solymar Therme. Zu den Sehenswürdigkeiten Bad Mergentheims zählen das Deutschordensmuseum im Schloss, der Schlosspark im Stil eines englischen Gartens, ein weitläufiger Wildpark und die historische Altstadt.
Markelsheim
Markelsheim ist der größte Stadtteil von Bad Mergentheim und ein Weinort. Schon seit beinahe 1000 Jahren wird hier nachweislich Wein angebaut. Ich bin auf dem Fahrrad nach Markelsheim gekommen – kein Kunststück! Denn der Ferienort liegt am Radweg „Liebliches Taubertal – Der Klassiker“. Auch der Jakobsweg Main-Taubertal führt durch Markelsheim.
Radfahren macht bekanntlich hungrig um die Mittagszeit. Deshalb sind wir in der Weinstube Lochner eingekehrt und haben ein interessantes Menü genossen. Unter anderem gab es hausgemachte Rindertafelspitzsülze mit einer Kugel Apfel-Meerettich-Eis.
In der Weinstube Lochner treffe ich auch Conny Lehr vom Jakobshof in Markelsheim. Die Familie Lehr hat ein eigenes touristisches Angebot entwickelt, das unter anderem Weinberg-Rundfahrten auf einem gelben Wagen, Weinfässer zum Übernachten und Ferienwohnungen umfasst.
Stuppach
In Stuppach, einem weiteren von 13 Ortsteilen Bad Mergentheims, ist die weltberühmte Stuppacher Madonna von Matthias Grünwald zuhause. Der bedeutende Maler und Grafiker schuf das Marienbild, das auf Nadelholz gemalt ist, um das Jahr 1516 herum. Es gilt als eines seiner Hauptwerke. Die Kapelle an der Pfarrkirche Mariä Krönung, in der das Bild zu sehen ist, wurde eigens für das Kunstwerk erbaut.
Creglingen
Creglingen durfte einst eine Befestigungsanlage nach dem Vorbild der heute weltbekannten Nachbargemeinde Rothenburg ob der Tauber errichten. Heute sind noch drei Wehrtürme und ein Stück Stadtmauer erhalten. Zwei der Wehrtürme – der Schlosserturm und der Faulturm – können als Ferienwohnungen gebucht werden.
Der Grund schlechthin für einen Besuch in Creglingen ist jedoch der Marienaltar von Tilman Riemenschneider in der Herrgottskirche. Riemenschneider-Altäre zeichnen sich durch besonders filigrane Schnitzereien aus. Mitte August kann an diesem Altar das Lichtwunder „Maria Himmelfahrt“ erlebt werden.
In Creglingen gibt es außerdem ein Fingerhutmuseum und viele weitere Museen sowie die Keltenanlage in Finsterlohr-Burgstall.
Freudenberg
Freudenberg liegt am Main zwischen Spessart und Odenwald. Die Kleinstadt gilt als Tor zum Badener Land und dürfte wohl den nördlichsten Zipfel des Landes Baden-Württemberg markieren. In Freudenberg nehmen zertifizierte Fernwanderwege wie der „Panoramaweg Taubertal“ oder der „Nibelungensteig“ ihren Anfang.
Über der Stadt thront weithin sichtbar die Freudenburg mit dem markanten Bergfried. In jedem ungeraden Jahr spielt der Burgschauspielverein vor dieser Kulisse Freilichttheater. Der historische Stadtkern Freudenbergs steht komplett unter Denkmalschutz – und bei Mainhochwasser auch mal unter Wasser.
Igersheim
Sehenswert in Igersheim, mitten im Taubertal an der Romantischen Straße gelegen, ist die Burgruine Neuhaus. Hier wird heute unter anderem Pferdezucht betrieben. Die Burg ist Treffpunkt einer Mittelaltergruppe für Schau- und Freikampf. Hier findet auch alljährlich der Mittelaltermarkt „Spectaculum et Gaudium“ statt.
Kreuzwertheim
Der Weinort Kreuzwertheim liegt auf der rechten Mainseite gegenüber von Wertheim und damit in Bayern. Kreuzwertheim zählt zum fränkischen Taubertal und liegt an der Weinstraße Taubertal.
Hier besuche ich das Weingut Alte Grafschaft, Norbert Spielmann. Das Weingut bewirtschaftet einen einzigen Weinberg in Bayern, den Kaffelstein mit der außergewöhnlichen Steigung von 60 Prozent. Die übrigen Flächen, darunter die letzte noch bewirtschaftete Terrassensteillage des Taubertals, der Satzenberg, liegen im Badischen.
Das historische Gebäude der Weinkellerei, in der seit mehr als 400 Jahren Weine ausgebaut werden, liegt genau gegenüber der Mündung der Tauber in den Main. Vom Fenster der wunderschönen Räume, die gräflichen Glanz von einst widerspiegeln, blicke ich direkt zur Burg Wertheim.
Külsheim
Der Weinort Külsheim nennt sich auch Brunnenstadt. Denn die Stadt liegt in einem Talkessel, der mit wasserreichen Quellen ausgestattet ist. Dass die Gegend schon vor rund 4000 Jahren besiedelt war, beweisen Grabhügel und vorgeschichtliche Funde. In einer Broschüre der Stadt sind 18 Brunnen aufgelistet.
Die Geschichte von Külsheim ist eng verbunden mit dem Bau der Burg, die im Volksmund Schloss genannt wird. Heute residiert die Stadtverwaltung im weithin sichtbaren Schloss. Wir haben die Aussicht auf das Tal von der Külsheimer Weinberglage „Hoher Herrgott“ aus genossen und bei dieser Gelegenheit ein paar Weine probiert.
Lauda-Königshofen
Die Weinstadt Lauda-Königshofen gehört zum badischen Weinbaugebiet Tauberfranken. Die Weinberge, naturbelassene Wälder und mächtige Steinriegel prägen die Gegend um Lauda-Könisghofen. Die Jakobus-Kirche in der Altstadt von Lauda liegt direkt am Jakobswanderweg. Auch der Taubertal-Radweg führt hier vorbei.
Im Altdeutschen Gasthof „Goldener Stern“ habe ich ein vorzügliches Abendessen genossen. Hinter der Bezeichnung „Bürgerliche Speisen“ versteckt sich hier traditionelle tauberfränkische Küche vom Feinsten.
Beckstein
Während meiner Reise durch das Taubertal habe ich im beschaulichen Beckstein, einem von zwölf Stadtteilen von Lauda-Königshofen, gewohnt. Genauer gesagt im Weinhotel Benz. Beckstein bietet feinen Wein, gute Restaurants, einige Brennereien und ist so der richtige Urlaubsort für Genießer.
Röttingen
Röttingen liegt an der Tauber, gehört zum unterfränkischen Landkreis Würzburg und damit zu Bayern. Bekannt ist die Landstadt durch die Frankenfestspiele, die jedes Jahr im Hof der Burg Brattenstein stattfinden. Außerdem gibt es in Röttingen einen Museumsweinberg, der die Entwicklung des Weinbaus bis in die 1950er-Jahre dokumentiert. Die Stadt der Sonnenuhren wird von einer historischen Stadtbefestigung umgeben. Im mittelalterlichen Stadtkern sind schöne Fachwerkhäuser und das barocke Rathaus erhalten.
Tauberrettersheim
Tauberrettersheim ist ein Stadtteil von Röttingen. Hier ist insbesondere die Tauberbrücke sehenswert, die nach einem Entwurf von Balthasar Neumann gebaut wurde. Balthasar Neumann war ein bedeutender Baumeister des Barock und des Rokoko, der hauptsächlich in Süddeutschland wirkte. Die massive Natursteinbrücke mit sechs Bögen wurde im Jahr 1733 gebaut und besteht bis heute.
Rothenburg ob der Tauber
Bilder aus Rothenburg ob der Tauber verschönern in den sozialen Netzwerken Pin-Wände und Profile, das Städtchen ist inzwischen weltberühmt. Verantwortlich dafür sind das geschlossene mittelalterliche Stadtbild und die erhaltenen Befestigungsanlagen mit Wehrgang und sage und schreibe 42 Türmen und Stadttoren. Wer die engen Gässchen durch eines dieser Tore betritt, fühlt sich unweigerlich in die Vergangenheit versetzt.
Zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten zählen neben der Stadtfestigung und dem Stadtbild ein bedeutender Tilman-Riemenschneider-Altar in der Jakobskirche und das Rathaus. Außerdem gibt es in der Stadt viele Museen, wie beispielsweise das mittelalterliche Kriminalmuseum und das Deutsche Weihnachtsmuseum.
Das Taubertal-Festival lockt jedes Jahr im August Rock- und Pop-Fans nach Rothenburg ob der Tauber. Unter freiem Himmel sind in diesem Jahr unter anderem „Die toten Hosen“, „Die fantastischen Vier“, Bosse und MC Fitti dabei.
Tauberbischofsheim
Tauberbischofsheim liegt am Beginn der Touristikroute „Romantische Straße“. Die historische Altstadt mit zahlreichen typisch fränkischen Fachwerkgebäuden in engen Gässchen, das Kurmainzische Schloss und der Schlossplatzbrunnen mit Riemenschneider-Figur sind das Pfund, mit dem Tauberbischofsheim wuchern kann. Der 5-Sterne-Radweg „Klassiker“ führt natürlich durch die Kreisstadt Tauberbischofsheim. Von hier aus können auch die Seitentäler mit dem Fahrrad erkundet werden.
Weikersheim
In Weikersheim bin ich auf den Spuren der Grafen von Hohenlohe gewandelt. Graf Wolfgang II von Hohenlohe hat hier im Taubertal ein Renaissanceschloss bauen lassen, das seinesgleichen sucht. Der beeindruckende Rittersaal ist einer der am besten erhaltenen Festsäle der Zeit.
Anfang des 18. Jahrhunderts entstand der Schlossgarten Weikersheim. Das Zentrum der barocken Anlage ist der Herkulesbrunnen mit einem wasserspeienden Drachen. 100 Figuren bevölkern den riesigen Garten, darunter die berühmten „Weikersheimer Zwerge“. Hier ließ Gartenbauherr Graf Carl Ludwig von Hohenlohe Teile seines Hofstaats als groteske Zwergen-Galerie verewigen.
Werbach
Werbach liegt in einem der landschaftlich reizvollsten Teile des Taubertals zwischen Wertheim und Tauberbischofsheim. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit des Weinorts dürfte die Wallfahrtskapelle Liebfrauenbrunn zwischen Werbach und Werbachshausen sein.
Gamburg
Gamburg ist ein Ortsteil von Werbach und Standort der Burg Gamburg, die auch Oberes Schloss Gamburg genannt wird. Die im 12. Jahrhundert errichtete Burg ist ein Denkmal von nationaler Bedeutung. Hier finden sich die ältesten weltlichen Wandmalereien nördlich der Alpen.
In Gamburg war die Bildhauer- und Holzschnitzer-Familie Buscher zuhause. Franz Anton Buscher schuf im zarten Alter von 13 Jahren einen Bildstock, der noch heute in Gamburg erhalten ist. Im Ortskern selbst und in der Kirche sind Kunstwerke der Gebrüder Thomas und Clemens Buscher zu sehen. Ihnen ist das Gamburger Buscher-Museum gewidmet.
Wertheim
Wertheim liegt an der Mündung der Tauber in den Main und ist unbedingt einen Besuch wert. Die Burg Wertheim, die verwinkelten Gässchen mit den bunt verzierten Fachwerkhäusern und die schmucken Plätze haben es mir angetan. Der Stadtführer hat dazu jede Menge interessante Geschichten parat.
Er berichtet davon, dass Wertheim zunehmend von Flusskreuzfahrtschiffen angefahren wird. Die Passagiere müssen vom Anleger nur wenige Schritten gehen, um mitten in der Altstadt zu stehen. Auf den Burgberg fährt ein Bähnchen, das wir auch nutzen. Die Aussicht von oben auf Wertheim, Kreuzwertheim und den Eingang zum Taubertal ist entzückend.
Sämtliche Museen und das Outlet Shopping Center Wertheim Village mussten wir aus Zeitgründen diesmal links liegen gelassen. Aber ich bin mir sicher, dass ich bald wiederkomme, um alles nachzuholen.
Dertingen
In Dertingen, einem Stadtteil von Wertheim, dreht sich alles um den Wein. Hier treffe ich die Weingästeführerin Silvia Friedrich. Zusammen mit ihrem Bruder, dem Winzermeister Martin Friedrich, betreibt sie die Rebschule und den Winzerkeller Friedrich. Direkt nach dem Frühstück reicht sie einen köstlichen Winzersekt zum Probieren.
Dem Winzerhof der Familie Baumann gilt mein nächster Halt in Dertingen. Martin Baumann ist gerade Vollerwerbswinzer geworden. Das zweite Standbein der Familie sind 10 Gästebetten und Stellplätze für Wohnmobile auf dem Hof.
Auch auf dem Weingut Oesterlein in Dertingen können Urlaubsgäste in Zimmern oder im mitgebrachten Wohnmobil übernachten. Hier probieren wir neben Merlot und Sauvignon Blanc Rehschinken und Rehsalami aus der eigenen Jagd. Empfehlenswert!
Dertingen war schon früh durch seinen Weinbau bekannt und wurde deshalb auch um seinen Reichtum beneidet. Um sich gegen die Begehrlichkeiten der benachbarten Fürsten und Grafen zu wehren, begann man im Jahr 1568 mit dem Bau einer Wehranlage. Sie umschloss das ganze Dorf. Mit zwei großen Turmtoren, zwei kleineren Seitentoren, eingelassenen Bastionen und Ecktürmen schützte sie die Einwohner.
Kloster Bronnbach
Das ehemalige Zisterzienserkloster in Bronnbach ist ein Magnet für Kultur- und Weinfreunde im unteren Taubertal. Die Abtei wurde 1151 gegründet. Die Abteikirche wurde aus dem in Franken üblichen roten Sandstein gebaut und verfügt über eine barocke Innenausstattung. Die Ausstattung steht im Kontrast zur einfachen Zisterzienserarchitektur. Die 13 barocken Altäre, die noch heute zu sehen sind, ersetzten nach dem 30-jährigen Krieg die 16 mittelalterlichen Altäre.
Beachtenswert sind auch die Orangerie mit dem riesigen Freilichtfresko auf der Sonnenseite und der neu sanierte Abteigarten. Im Prälatenkeller lädt die Vinothek Taubertal zum Weinspaziergang ein. Ganzjährig finden im Kloster Veranstaltungen der „Bronnbacher Kultouren“ mit Konzerten, Gesprächen und Führungen statt. Übrigens diente das Kloster als Kulisse für den Film „Die Nonne“ mit Martina Gedeck und Isabelle Huppert.
Weitere Orte im Taubertal
- Adelshofen
- Assamstadt
- Boxberg
- Großrinderfeld
- Niederstetten
Das Taubertal markiert den nördlichen Anfang der badischen Weinstraße. Im Beitrag Wohnmobil und Wein – eine Reise ins Markgräflerland geht es um das südliche Ende der badischen Weinstraße.
Mehr über das Taubertal erfahren Sie auf der Webseite des Tourismusverbands Liebliches Taubertal.